Bornholm, den 25. Juni 1998

Liebe Lisa,
gleich nach dem Frühstück sind Opa und ich mit dem Fahrrad zum einkaufen gefahren, wir haben uns beeilt, denn Egon und die Katze sind allein in der Hütte und man weiß ja nie.
Voller Unruhe bin ich sofort ins Schlafzimmer gegangen und ... mir blieb vor Entsetzen fast das Herz stehen. Tiffy stand mit aufgestützten Vorderpfoten an meinem Nachttisch und schnupperte am Eierbecher. Ich habe sie schnell auf den Arm genommen und weggebracht, doch da ging das Gezeter auch schon los.
„Unerhört, mich mit so einem Monster allein zu lassen und überhaupt, man hat sich um mich zu kümmern!!" Natürlich hat Egon Recht, stell' Dir mal vor, Mäuschen, Tiffany hätte einmal tief eingeatmet, dann wäre es mit Egon aus gewesen. Zum Glück ist es gut gegangen, ich war wohl gerade rechtzeitig zurück.
"Nun mach mal halblang, mein Lieber, schließlich hast Du tief und fest geschlafen als wir weggegangen sind und im Übrigen kann ich nicht Tag und Nacht an Deinem Eierbecher sitzen. Heute Abend zum Beispiel, sind wir zu einer Motorradtour eingeladen. Sieh also zu, dass Du Dich mit der Katze gut verträgst, dann tut sie Dir auch nichts!"
Hast Du schon einmal ein vor Wut knallrot angelaufenes Sandkorn gesehen, Lisa? Ich auch nicht, bis zu diesem Augenblick. Ich dachte, jetzt explodiert Egon und da begann er auch bereits zu schimpfen: "Das kommt überhaupt nicht in die Tüte, ich komme selbstverständlich mit!" Seine Stimme war ganz heiser vor Zorn. "Also gut", sage ich, "Du wirst schon sehen was Du davon hast wenn wir Dich mitnehmen und jetzt gib endlich Ruhe.“

Bis Morgen, Mäuschen; Omi

® & © by Ingrid Waschke

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